Der Luftröhrenschnitt ist seit dem Altertum bekannt und gilt als eine der ältesten chirurgischen Techniken. Damals diente er nur einem Zweck: Menschen, deren Atemwege durch Fremdkörper oder Schwellungen im Hals blockiert waren, vor dem Ersticken zu retten. In der modernen Medizin entstand durch das Verfahren, den Schnitt in der Luftröhre offen zu halten (Tracheostoma), ein breiteres Anwendungsspektrum. Die häufigste Indikation für Trachealkanülen stellt heute die Langzeitbeatmung dar. Diese gehört in der außerklinischen Intensivpflege zur Standardtherapie.
Vorteile der Trachealkanüle bei der Langzeitbeatmung
Es gibt verschiedene Methoden einen Patienten zu beatmen: über Atemmaske, Tubus oder Tracheostoma. Bei einigen Krankheitsbildern ist der Einsatz einer Atemmaske möglich – ist sie keine Option, werden die Patienten intubiert. Dabei wird ein Beatmungstubus durch den Mund, oder in seltenen Fällen die Nase, in die Luftröhre gelegt. Mit der Zeit führt ein Tubus jedoch zu Gewebeschäden im Rachen und Kehlkopf, besonders an den Stimmbändern. Im weiteren Verlauf entstehen Geschwüre und das Gewebe stirbt ab. Geht die Beatmungsdauer über zwei bis drei Wochen hinaus, ist es angezeigt, den Tubus durch eine Trachealkanüle zu ersetzten.
Eine verlängerte Beatmung kann zum Beispiel bei schweren neurologischen Krankheiten, Schädel-Hirn-Traumen, ausgeprägter Lungeninsuffizienz oder einer hohen Querschnittlähmung vonnöten sein. Auch Probleme beim Weaning, dem Entwöhnen vom Beatmungsgerät, können der Grund für eine Langzeitbeatmung sein.
Weitere Vorteile von Trachealkanülen in der Intensivpflege:
- Sie erlauben eine bessere Mundpflege und erleichtern das Absaugen von Sekreten aus der unteren Luftröhre und den Bronchien (Bronchialtoilette).
- Der größere Durchmesser der Kanüle im Vergleich zum Tubus verringert den Atemwegswiderstand, wodurch das Weaning vereinfacht wird.
- Die Toleranz für die Beatmung ist häufig höher: Patienten benötigen dadurch weniger Beruhigungsmittel und können eher mobilisiert werden.
- Eine orale Nahrungsaufnahme ist möglich und mit einem Sprechventil an der Kanüle können die Patienten reden.
Trachealkanülen als Aspirationsschutz
Eine Aspiration ist ein kritisches Ereignis und tritt auf, wenn Flüssigkeiten oder Nahrungspartikel in die Luftröhre gelangen und eingeatmet werden. Die Folge können schwere Komplikationen, wie eine Lungenentzündung sein. Besonders hoch ist das Risiko für Patienten mit einer starken Schluckstörung (Dysphagie). Ursachen dafür sind meist ein Schlaganfall, Parkinson-Krankheit, ALS oder andere degenerative Erkrankungen der Nerven, Muskeln und des Gehirns. Bei einer Dysphagie können die Schutzreflexe eingeschränkt oder ganz erloschen sein. Wenn sich ein Patient dann verschluckt, tritt kein Hustenreiz auf. Die Gefahr einer Aspiration besteht auch bei allen bewusstseinsgetrübten Patienten mit verminderten Schutzreflexen. Trachealkanülen mit aufblasbaren Ballon (Cuff) schützen die Atemwege vor dem versehentlichen Eindringen von Fremdstoffen.
Weitere Indikationen für Trachealkanülen
Bei schweren Halsverletzungen, Mittelgesichts- oder Unterkieferfrakturen und Verätzungen der Luftröhre, lässt sich ein sicherer Atemweg oftmals nur über ein Tracheostoma herstellen. Gleiches gilt bei Tumoren im Mund- und Kehlkopfbereich und beidseitigen Stimmbandlähmungen.